Der Franzose Nicolas Philibert gehört seit seinem Publikumserfolg SEIN UND HABEN zu den großen Dokumentarfilmemachern Europas. Für AUF DER ADAMANT wurde er auf der Berlinale 2023 mit dem Hauptpreis des Festivals, dem Goldenen Bären, ausgezeichnet. Als Ort des Widerstands, an dem die Individualität der Menschen sich entfalten kann, beschreibt er die Adamant – die schwimmende Tagesklinik für psychisch Erkrankte, auf der Seine, mitten in Paris. Eine ruhig beobachtende, betont unspektakuläre Doku, bemerkenswert empathisch.
Wie ein elegantes Holzschiff liegt die Adamant am rechten Seine-Ufer im Herzen von Paris vor Anker. In diese einzigartige, 2010 eröffnete Tagesklinik kommen Erwachsene mit psychischen Störungen, die therapeutisch begleitet werden, sich hier vor allem aber kreativ entfalten: Sie schreiben Chansons, veranstalten Filmfestivals, dichten, malen und zeichnen. Das Team der Adamant zeigt tagtäglich, wie es in Zeiten eines Gesundheitssystems in der Krise gelingen kann, zugewandt und offen auf Menschen mit psychischer Erkrankung einzugehen. Aus sensiblen Beobachtungen und Gesprächen mit den Adamant-„Passagieren" entsteht das leichtfüßige Portrait einer Einrichtung, deren Existenz Hoffnung macht. Seit vielen Jahren liegt die Adamant in Paris und ist für viele ein zweites zu Hause geworden. Über mehrere Monate drehte der Dokumentarfilmer Nicolas Philibert auf dem Boot, fügte sich in den Tagesablauf ein, beobachtet die Therapeuten und Patienten, lässt aber vor allem letztere zu Wort kommen. Nicht in den typischen „Talking Head"-Interviews vieler zeitgenössischer Dokus, sondern in natürlich wirkenden Gesprächen, in denen einfach zugehört wird. Der inzwischen 72-jährige Philibert lässt die Dinge auf sich zu kommen, verzichtet auf erklärende und oft vereinfachende Voice-Over-Kommentare, auch Texteinblendungen finden sich erst ganz am Ende. Hier stehen ganz die Menschen im Mittelpunkt, die auf der Adamant Zeit verbringen, die dort einen utopischen anmutenden Raum finden, in dem sie sich ausleben können.